Unter dem Motto „Wir sind das Stadtbild! Wir sind die Töchter!“ haben am Sonntag rund 250 Menschen auf dem Bonner Friedensplatz demonstriert. Aufgerufen hatten zahlreiche Initiativen, Vereine und Einzelpersonen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzten ein Zeichen für Vielfalt, Offenheit und Solidarität – und wandten sich gegen jüngste Aussagen von CDU-Parteichef Friedrich Merz, der das veränderte Stadtbild in deutschen Städten mit dem subjektiven Sicherheitsempfinden von Frauen in Verbindung gebracht hatte.
Breites Bündnis ruft zur Teilnahme auf
Zu den Rednerinnen und Rednern der Kundgebung gehörten unter anderem Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) sowie Mitglieder des Integrationsrates. Auch mehrere Frauen mit Migrationsgeschichte – die sich in ihrer Rede selbst als „Töchter dieser Stadt“ bezeichneten – sprachen über Zugehörigkeit, Alltagsrassismus und ihr Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum.
Oberbürgermeisterin Dörner kritisierte in ihrer Rede, dass die Äußerungen von Friedrich Merz aus ihrer Sicht pauschalisierend seien und gesellschaftliche Spaltungen begünstigten. Zwar müsse man Sorgen ernst nehmen – insbesondere das subjektive Sicherheitsempfinden von Frauen – jedoch dürften Probleme nicht auf bestimmte Bevölkerungsgruppen projiziert werden. Stattdessen müsse man Ursachen wie Armut, Perspektivlosigkeit und mangelnde Teilhabe differenziert analysieren und konstruktiv angehen.
Kritik an Pauschalisierung
„Es geht ihm nicht darum, tatsächliche Probleme zu lösen, sondern Menschen mit Zuwanderungsgeschichte pauschal zu problematisieren“, so Dörner mit Blick auf Merz. Die Bonner Stadtgesellschaft dürfe solche Spaltungsversuche nicht unwidersprochen lassen.
In mehreren Beiträgen wurde betont, wie wichtig es sei, Narrative rechter Parteien nicht zu übernehmen. Diese Entwicklung, so die Rednerinnen, führe zur Normalisierung von Ausgrenzung und zu einem Klima der Unsicherheit – gerade für Menschen mit Migrationsgeschichte.
Stimmen der „Töchter“
Mehrere junge Frauen berichteten auf der Bühne von ihren Erfahrungen mit Alltagsrassismus und fragiler Zugehörigkeit. Sie äußerten, dass Aussagen wie die von Friedrich Merz sie verunsichern und infrage stellen, ob sie noch Teil der Gesellschaft seien. „Wir sind ein Teil dieses Stadtbilds“, so eine Sprecherin, „und wir lassen uns das nicht absprechen.“
Friedlicher Verlauf
Die Veranstaltung wurde musikalisch begleitet vom Kultürklüngel Orkestar, das bereits 2021 mit dem Heimatpreis der Stadt Bonn ausgezeichnet worden war. Laut Polizei verlief die Demonstration ohne Zwischenfälle.








