Im Auftrag der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) und des Bundeskriminalamts (BKA) sind am Dienstag Durchsuchungsbeschlüsse bei vier Beschuldigten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen sowie bei einem jugendlichen Zeugen in Sachsen-Anhalt vollstreckt worden. Hintergrund sind zahlreiche bundesweit versandte Drohmails, die unter anderem Bombendrohungen gegen Kölner Schulen enthalten haben sollen. Die Maßnahmen erfolgten am frühen Morgen.
Bei den Einsätzen stellte die Polizei umfangreiche elektronische Geräte und Speichermedien sicher. Den Beschuldigten wird unter anderem die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung nach § 129 Strafgesetzbuch vorgeworfen. Nach Angaben der Ermittler sollen sie für hunderte Drohmails verantwortlich sein, die zu großräumigen Evakuierungen in mehreren Bundesländern führten. Die Polizei machte zunächst keine Angaben dazu, wie viele Drohschreiben Köln konkret betrafen.
Hinweise auf deutschlandweite Drohserien
Zu den bekannten Fällen gehören unter anderem die Evakuierung des Einkaufszentrums Limbecker Platz in Essen im Mai 2024, die Sperrung des Bahnhofs Neunkirchen im September 2024 und die Räumung des MDR-Funkhauses in Magdeburg im Oktober 2024. Auch Schulen waren mehrfach Ziel der Drohschreiben. Laut t-online sollen darunter auch Einrichtungen in Köln gewesen sein. Konkrete Anschlagspläne wurden allerdings nicht festgestellt, wie aus den Ermittlungsunterlagen hervorgeht.
Die Drohmails führten bundesweit zu erheblichen Polizeieinsätzen, Absperrungen und Evakuierungen. Nach Angaben der Behörden entstand ein Sachschaden im hohen fünfstelligen Bereich. Viele Einsätze belasteten zudem Schüler, Lehrkräfte und Einsatzkräfte psychologisch.
Ermittlungen zu virtueller Tätergruppierung
Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht eine mutmaßlich rein virtuell agierende Tätergruppe, die sich in einem geschlossenen Messenger-Dienst organisiert haben soll. Ihr Ziel sei es gewesen, den öffentlichen Frieden zu stören, großflächige Einsatzlagen auszulösen und Unsicherheit zu erzeugen. Zwar enthielten viele Drohschreiben einen islamistischen Bezug, eine religiöse Motivation ließ sich nach Angaben der ZIT nicht belegen.






