Wesseling – Mit einer eindrucksvollen Kinderdemonstration, einem Rollerpacours und einem grünen Klassenzimmer hat am heutigen Mittwoch die Aktion „Schulstraße“ an der Johannes-Gutenberg-Schule in Wesseling begonnen. Ein Teilstück der Gartenstraße wurde hierfür zwischen Mühlenweg und Baldrichstraße gesperrt – allerdings nur halbherzig: Trotz absoluten Halteverbots blieben Falschparker weitgehend unbehelligt. Die Fahrzeuge wurden lediglich verwarnt, nicht aber abgeschleppt.
Ordnungsamt bremst Engagement aus
Hinter vorgehaltener Hand heißt es, die zögerliche Durchsetzung sei auf eine zurückhaltende Linie der städtischen Ordnungsbehörde zurückzuführen. Die Anweisung, auf Abschleppmaßnahmen zu verzichten, sei offenbar aus der Verwaltungsspitze gekommen – mit dem Ziel, „keinen Stress mit Anwohnern“ zu riskieren. Auch das Genehmigungsverfahren für die temporären Sperrungen gestaltete sich laut Beteiligten schleppend und wenig kooperativ. Erst durch das aktive Einschreiten der Polizei des Rhein-Erft-Kreises, die auch die zuständige Genehmigungsbehörde ist, konnte die heutige Aktion wie geplant durchgeführt werden.
Eltern und Schulen fordern Umdenken
Getragen wird die Initiative von der Stadtschulpflegschaft, dem Zusammenschluss der Elternvertretungen aller neun Wesselinger Schulen. Unterstützt werden sie von den jeweiligen Schulpflegschaften, den Offenen Ganztagsschulen sowie Fördervereinen. Ihr Ziel: Aufmerksamkeit schaffen für kindgerechte Schulwege – und Druck auf die Stadtverwaltung aufbauen.
„Es darf nicht sein, dass Kinder ihre Wege zur Schule nur in Begleitung oder im Elterntaxi bewältigen können, weil der Straßenverkehr zu gefährlich ist“, sagt eine Sprecherin der Stadtschulpflegschaft. „Wenn Kinder wieder selbstständig zur Schule laufen können, entlastet das nicht nur die Eltern, sondern reduziert auch das Verkehrsaufkommen – und damit die Gefahr.“



Ministerium unterstützt Schulstraßen – Stadt zögert
Rückenwind bekommen die Initiatoren durch einen Erlass des NRW-Verkehrsministeriums vom Januar 2024, der die rechtssichere Einrichtung sogenannter Schulstraßen ausdrücklich unterstützt. Dennoch bleibt die praktische Umsetzung in Wesseling eine Herausforderung. Die Elternvertreter kritisieren, dass im Rathaus bislang zu wenig passiere, obwohl das Thema Schulwegsicherheit seit Jahren auf der Tagesordnung stehe.
Zwar wurde im Frühjahr eine neue Verkehrsplanerin eingestellt, die erste Konzepte zur Schulwegsicherung vorgelegt hat – doch konkrete Maßnahmen lassen weiterhin auf sich warten.
Aktion läuft bis Anfang Juli
Die Aktion „Schulstraße“ wird bis zum 4. Juli 2025 an allen Wesselinger Grundschulen durchgeführt – jeweils an einem Aktionstag pro Schule. Neben der Einrichtung autofreier Zonen stehen vielfältige Aktivitäten rund um Verkehrserziehung, Mobilitätsbildung und Sicherheit auf dem Programm.
Die Hoffnung der Organisatoren: Dass aus der temporären Schulstraße eines Tages eine dauerhafte Einrichtung wird – mit klaren Regeln, funktionierender Kontrolle und sicherem Raum für Kinder.